„Picky Eaters sollten einfach warten – irgendwann essen sie schon.“

Wenn Hund oder Katze den Napf nur wenig begeistert anschauen, hört man als Tierhalter häufig denselben Rat:
„Stell das Futter hin – und warte einfach. Irgendwann frisst er schon.“

Doch dieser Mythos hält sich hartnäckig – und kann für unsere Tiere mehr schaden als nützen.

Im heutigen Ernährungsmythos klären wir auf, warum „Warten“ keine Lösung ist und was wirklich hinter mäkeligem Fressverhalten steckt.

Was genau ist ein „Picky Eater“?

Viele Tiere sind phasenweise wählerisch – das ist normal.
Aber echte „Picky Eaters“ zeigen immer wieder dieselben Verhaltensweisen:

  • Sie schnuppern, wenden den Kopf ab oder gehen weg

  • Sie lassen Futter über Stunden bis Tage stehen

  • Sie essen nur bestimmte Sorten oder Konsistenzen

  • Sie fressen plötzlich weniger, ohne klare Ursache

Und genau hier ist es wichtig, aufmerksam zu sein.

Warum Abwarten keine gute Idee ist

Der klassische Rat „Er/sie frisst schon irgendwann“ verkennt oft die Ursache.
Denn mäkeliges Fressen ist selten Trotz – meist steckt etwas dahinter:

1. Stress oder Unsicherheit

Zu viel Trubel, neue Umgebung, Futterneid, Besucher, Geräusche – all das kann bei sensiblen Hunden und Katzen sofort die Lust am Futter nehmen.

2. Magen- oder Verdauungsprobleme

Sodbrennen, Unwohlsein, leichte Entzündungen oder zu lange Futterpausen können den Appetit dämpfen.

3. Unpassende Portionsgröße oder Routine

Zu große Portionen, zu viele Snacks zwischendurch oder unregelmäßige Fütterungszeiten führen dazu, dass Tiere „übersatt“ sind.

4. Schmerz, Krankheit oder Zähne

Gerade bei Katzen wird Zahnschmerz häufig übersehen.
Auch leichte Übelkeit macht Tiere sofort vorsichtig.

5. Futterwechsel, Konsistenz oder Geruch

Viele Tiere reagieren sensibel auf Temperatur, Konsistenz, Fettgehalt oder Zutaten.

Kurz gesagt:
Wenn Tiere nicht fressen, hat das fast immer einen Grund – und Abwarten verschlimmert ihn häufig.

Warum es sogar gefährlich werden kann

Gerade bei Katzen ist „Nahrungsverweigerung“ heikel:
Zu lange Futterpausen können die Leber belasten (Fettleber-Risiko).

Auch Hunde, besonders kleine oder schlanke, vertragen lange Pausen schlecht.
Sie bekommen:

  • Unterzucker

  • Sodbrennen

  • Kreislaufprobleme

  • Stress

Das bedeutet: Abwarten ist keine Lösung – sondern ein Risiko.

Was hilft wirklich?

1. Kleine Portionen & feste Routinen

Geregelte Futterzeiten geben Sicherheit.
Lieber weniger, dafür regelmäßig.

2. Futter mit etwas Futteröl oder Brühe verfeinern

Mehr Aroma – mehr Akzeptanz.

3. Stress reduzieren

Nicht beim Fressen stören.
Ruhiger Ort, keine Besucher, keine anderen Tiere im Weg.

4. Temperatur beachten

Viele Tiere mögen Futter körperwarm (ca. 30–35°C).
Kühlschrankkalt = unattraktiv.

5. Ursachen ernst nehmen

Wenn Futterverweigerung länger anhält: bitte Tierarztcheck.
Zähne, Magen, Organe – alles kann eine Rolle spielen.

Fazit: Liebe statt Druck

„Irgendwann frisst er schon“ ist ein Mythos.
Unsere Tiere brauchen keine Härte, sondern Verständnis – und manchmal ein bisschen Unterstützung, Routine oder Bauchwohl.

Wenn wir auf ihr Verhalten achten, erkennen wir früh, was ihnen fehlt.
Und genau dann können wir helfen – mit Geduld, Vertrauen und der richtigen Ernährung.

November 14, 2025 — Marcello Gigante

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