Ernährungsmythos #6: Instinktives Essen
"Der weiß schon, was er braucht!" – Warum das leider nicht (immer) stimmt
Benjamin-Blümchen-Torte zum Frühstück?
Klingt lustig – und ehrlich gesagt hätten viele von uns das als Kind vermutlich ziemlich gut gefunden. Aber gut für uns gewesen wäre das auf Dauer sicher nicht.
Genauso ist es bei unseren Hunden und Katzen:
Nur weil sie etwas mit Begeisterung fressen oder „es sich nehmen“, heißt das noch lange nicht, dass es auch das ist, was sie wirklich brauchen.
Und genau hier setzen wir in Teil 6 unserer Ernährungsmythen-Reihe an. Denn ein Mythos hält sich besonders hartnäckig: „Mein Tier weiß instinktiv, was gut für es ist.“
Eine schöne Vorstellung – aber in der Realität leider oft ein Irrweg.
Der Instinkt unserer Tiere – stark, aber nicht unfehlbar
Natürlich verfügen Hunde und Katzen über einen gewissen Instinkt.
Einige Tiere suchen gezielt Gras, wenn sie sich unwohl fühlen, oder meiden Futter, das verdorben ist. Doch dieser natürliche Instinkt ist nicht mit einem bewussten Verständnis von Ernährung oder einem ausgewogenen Futterverhalten gleichzusetzen.
Warum?
Weil unsere Vierbeiner heute nicht mehr in freier Wildbahn leben, sondern in einer vom Menschen geprägten Welt – mit strukturierten Fütterungszeiten, verarbeitetem Futter, Snacks und einer Umwelt, die ihre Instinkte systematisch beeinflusst.
Wenn Appetit zur Falle wird: Warum Vorlieben nichts über Bedarf sagen
Viele Hunde sind verrückt nach Käse, Speck oder Wurst – oder würden am liebsten nur Leberwurst fressen.
Auch Katzen entwickeln starke Vorlieben für bestimmte Futtersorten oder Konsistenzen.
Doch solche Vorlieben entstehen meist durch:
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positive Verknüpfung („Das hab ich nach dem Spaziergang bekommen – das ist besonders!“)
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intensive Gerüche oder Fettgehalt
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wiederholte Fütterung – was vertraut ist, wird oft bevorzugt
Das bedeutet:
Ein Hund, der am liebsten nur Trockenfutter mit Lebergeschmack frisst, trifft keine reflektierte Wahl, sondern reagiert auf Geschmack, Gewohnheit und Erinnerungen.
Und genau wie Kinder lieber Limo trinken als Wasser, können auch unsere Tiere Verhaltensmuster entwickeln, die langfristig ungesund sind – wenn wir sie nicht liebevoll begleiten.
Die Rolle der Industrie: Wenn Instinkte gezielt manipuliert werden
Ein oft unterschätzter Punkt:
Futtermittelhersteller wissen ganz genau, wie sie das Fressverhalten von Tieren beeinflussen können.
Beispiele:
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Lockstoffe und Aromen, die Appetit anregen, auch wenn der Inhalt minderwertig ist
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Zuckerverbindungen (z. B. Melasse, Glukose) in Snacks, um die Belohnungsreaktion zu verstärken
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Besondere Texturen oder Formen, die das Fressen interessanter machen (z. B. „Knusper mit Füllung“)
Klingt vertraut? Ja – die Mechanismen ähneln stark denen in der menschlichen Lebensmittelindustrie.
Nur dass unsere Tiere sich nicht selbst informieren oder gegensteuern können.
Was dein Tier stattdessen braucht: Dich.
Als Halterin bist du der wichtigste Faktor, wenn es um gesunde Ernährung geht.
Dein Tier braucht dich nicht nur als Spielpartnerin oder Schmusefreund*in – sondern als verantwortungsvolle Entscheidungshilfe, wenn es um das Futter geht.
Denn:
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Unsere Tiere können keine Zutatenliste lesen
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Sie verstehen nicht, was langfristig gut für ihren Körper ist
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Und sie folgen eben oft ihrem Geruchssinn oder ihren Gewohnheiten – nicht dem Nährstoffbedarf
So kannst du liebevoll & bewusst unterstützen
Hier ein paar einfache, aber wirkungsvolle Tipps:
1. Beobachte – aber interpretiere richtig:
Dein Hund verschmäht Gemüse im Futter? Heißt nicht, dass er’s nicht braucht – sondern vielleicht, dass du eine andere Zubereitung oder Kombination testen solltest. Probiere beispielsweise unsere beliebten Gemüse- und Obstflocken.
2. Biete Abwechslung mit System:
Nicht jeden Tag was völlig Neues – aber regelmäßig neue Proteine, Konsistenzen und hochwertige Zusätze einbauen, stärkt Gesundheit und Akzeptanz.
3. Informiere dich über Inhaltsstoffe:
Vermeide versteckte Zucker, künstliche Zusätze und minderwertige Nebenerzeugnisse – je transparenter das Futter, desto besser für dich & dein Tier.
4. Setze klare Grenzen – liebevoll, aber konsequent:
Ein Hund, der am liebsten nur Wurst fressen will, braucht keine Wurst – sondern deine Unterstützung beim „Umgewöhnen“.
Fazit: Instinkt braucht Führung – und du bist der Schlüssel
Tiere wissen viel. Sie spüren viel. Aber sie leben in einer Welt, in der ihre Instinkte manipulierbar, überlagert oder fehlgeleitet sein können – vor allem, wenn es ums Fressen geht.
👉 Deshalb braucht es dich.
Deine Fürsorge, dein Wissen, dein Mitdenken – und manchmal auch dein liebevolles Nein.